Medienkompetenz im Lehramtsstudium

Pädagogik-Studium ohne Medien?

Studentin Viola Backhaus hat an einer Code Your Life Trainerausbildung teilgenommen und war begeistert, mit welchen einfachen Mitteln Schulkindern das Programmieren nahegebracht werden kann.

In einem Gespräch beschreibt die angehende Grundschulpädagogin, dass die Vermittlung von Medienkompetenz noch immer kein Bestandteil des Pädagogik-Studiums ist, und sie erklärt, warum sie sich am liebsten eine duale Ausbildung wünscht.
Code your life
Was ist Ihnen als angehende Lehrerin besonders wichtig?
Ich bin in meinem Studium auf naturwissenschaftliche Fächer fokussiert und möchte diese so unterrichten, dass ich die Kinder begeistere. Dafür muss ich vorab recherchieren, was Kinder interessiert. Denn wenn sie von etwas begeistert sind, ist es leichter, ihre volle Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Rahmenlehrpläne sind heute so unspezifisch, dass ich den Weg der Wissensvermittlung selber bestimmen kann. Leider üben wir während unseres Studiums nicht, mit welchen Mitteln wir Kinder zum Lernen motivieren können, außer man hat das Glück, einen besonderen Dozenten zu haben, der einem gute Beispiele vorgibt.

Haben Sie das Glück gehabt?
Ja, mein Mathedozent hat uns gezeigt, wie viel Spaß Kinder an Mathespielen haben. Das habe ich dann auch mit einer Grundschulklasse durchgeführt. Bei einer Nachhilfestunde mit älteren Schulkindern habe ich eine andere Methode angewendet. Ich habe sie zuhause auf Youtube Mathevideos gucken lassen. Das fanden sie so cool, dass wir dadurch die komplette Unterrichtszeit für Fragen nutzen konnten. Dieses System nennt sich Flipped Classroom.

Lernen Sie die richtige Nutzung und Einbindung digitaler Medien während Ihres Studiums kennen?
Nein. Wir können leider nur drei Semester lang Kurse in Medienkompetenz belegen. Die Kurse sind dann jeweils zwei Stunden pro Woche. Sie sind aber nicht speziell auf Pädagogikstudenten zugeschnitten. Darüber hinaus werden digitale Kompetenzen bei uns nicht abgefragt und ehrlicherweise muss ich sagen, dass auch nicht viele meiner Kommilitonen die Kurse besuchen. Ich fände es sehr wichtig, dass Lehrkräfte gezielt in Medienkompetenz geschult und geprüft werden, denn ein Pädagoge stellt sein Unterrichtsmaterial selber zusammen und dazu gehört meiner Meinung nach auch die Einbindung digitaler Medien. Deshalb bilde ich mich in diesem Bereich freiwillig weiter.
Viele Pädagogen sprechen sich gegen digitale Medien als Lern- und Lehrwerkzeuge aus. Sie offensichtlich nicht.
Ich finde sogar, dass digitale Medien in der Vorschule schon Sinnen machen.

Was würden Sie sich sonst noch für Ihr Studium wünschen?
Studierende, die Lehrer werden möchten, müssten vom ersten Tag an unterrichten können, deshalb sollten sie schon während des Studiums eine Partnerschule haben – wie bei einer dualen Ausbildung. An der Uni lernen wir die Theorie, an der Partnerschule setzen wir sie um. Das wäre für alle Beteiligten von Nutzen. Denn Didaktik ist schwer zu lernen, wenn man sie nicht in der Praxis anwendet. Dadurch würde man auch selber eine größere Neugierde dafür entwickeln, wie man das Interesse von Schulkindern weckt. Ich wünschte mir mehr Zeit für freies Forschen und dass Informatik an Grundschulen unterrichtet würde.

Kennen Sie ein internationales Beispiel, das Ihnen gut gefällt?
Eine meiner Dozentinnen hat an einer japanischen Schule geforscht. Sie erzählte, dass in jedem Tisch ein Tablet eingelassen war und dass in jeder Stunde Whiteboards genutzt wurden. Wenn Kinder etwas erarbeitet hatten, wurde es über die Whiteboards präsentiert. Das finde ich klasse. Technik sollte dazu die Lehrer entlasten. Das ist vor allem jetzt wichtig, da es auch um Integration von Flüchtlingskindern geht. Die Lehrer brauchen einfach mehr Zeit, sich mit jedem Kind individuell auseinandersetzen zu können.

Wie gut ist Ihre Medienkompetenz?
Ich bin keine Informatikerin, habe aber schon einmal eine Informatik AG unterrichtet. Die Schüler haben mir dann zum Beispiel erklärt, wie ich ein Whiteboard richtig nutze. Ich mache mich immer über die neuesten Trends schlau. Videospiele sind beliebt. Wenn ich es könnte, würde ich selber ein Lernspiel programmieren, mit dem beispielsweise der Weltraum spielerisch erklärt würde.
Code your life

Zur Person

Viola Backhaus hat eine Ausbildung als Gemeindepädagogin absolviert und studiert aktuell Grundschulpädagogik an der Freien Universität Berlin. Darüber hinaus leitet sie eine Kita und ist als Grafikerin tätig. Mit ihren zwei Kindern lebt sie in Berlin.

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