Code Week 2016

Kleine Helfer für den Alltag

Auf einem Tisch liegt eine selbstgebastelte Straße aus Tonpapier, auf der ein Spielzeugauto steht. Mit einem Arduino basierten Baukastensystem wurde eine Lichtschranke zur Geschwindigkeitsmessung zusammengesteckt und die benötigte Logik programmiert. Jetzt blinkt und leuchtet es, wenn ein Schulbus vorfährt. Am Nachbartisch hat eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern eine besondere Idee: Sie programmieren die Melodie der TV-Kultserie Game of Thrones und laden die Melodie auf den BBC micro:bit.

Während der diesjährigen EU Code Week programmieren 70 Schülerinnen und Schüler aus Wolfsburg, Leipzig und Berlin einen Tag lang in mehreren Arbeitsgruppen im Atrium von Microsoft Berlin und stellen unter anderem mit Hilfe der neuen Entwicklungsumgebung „Microsoft Programmiererlebnis-Toolkit“ Programme für dem Arduino Mikrocontroller her.

Hochkonzentriert sitzen sie auf ihren Plätzen, beraten sich und experimentieren mit Leuchtdioden und Sensoren. Am Ende des Workshops stellt jede Gruppe seine Erfindung vor und erhält Applaus von den anderen Teilnehmern. Auch Florian aus Wolfsburg meldet sich zu Wort. „Endlich habe ich Informatikunterricht. Wir mussten sehr lange darauf warten, weil es nicht genügend Lehrer an unserer Schule gab und viele auch nicht an dem Thema interessiert waren. Dabei ist Technologiewissen so wichtig. Die Jugendlichen sollten früh darüber informiert werden. Das geht doch am besten in der Schule“, sagte der 15-Jährige nach dem Workshop.
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Ergänzung zum Unterricht

Marie Landmann unterrichtet Mathematik, Physik und Informatik am Ratsgymnasium in Wolfsburg. „Meine Schüler haben alle freiwillig Informatik gewählt. Sie hatten also alle eine Grundmotivation hierher zu kommen und haben auch bereits mit Mikrocontrollern gearbeitet“, erzählt die Pädagogin. „Für mich stellt dieser Workshop einen schönen Übergang zum nächsten Thema vor, das wir behandeln werden.“

An ihrer Schule mit rund 800 Schülern gibt es nur zwei Lehrer, die Informatik aktiv unterrichten, erzählt sie. „Ich freue mich riesig, dass unsere Bildungsministerin das neue Ausstattungsprojekt gestartet hat. Das ist traumhaft, denn Informatik bildet die Grundlage für viele Wissensbereiche. Die Kinder wachsen heute zwar mit Technologien auf, aber was wirklich dahinter steckt, können sie nur im Unterricht lernen.“

Hagen Schöbel aus Leipzig hat die Gruppe seiner Tochter nach Berlin begleitet. Auch er ist begeistert von den Inhalten, mit denen sich die 10-jährige Elena und ihre Gruppe hier beschäftigt. „Ich habe den Kindern bei ihrer Aufgabe zugeschaut. Sie hatten sehr viel Spaß beim Tüfteln und sehen am Ende Ergebnisse“, sagt der Vater.
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Auch Eltern fordern mehr Medieneinsatz

„Das Programmieren mit dem Mikrocontroller ermöglicht verschiedene Schwierigkeitsgrade und ist absolut kinderkompatibel“, urteilt er. „An den Schulen wird Informatik und Programmieren viel zu spät eingeführt. Es ist so kurzsichtig zu behaupten, die Kinder würden mit Technologien automatisch aufwachsen. Der sinnvolle Umgang und das Hintergrundwissen sollte aber schon von klein auf unterrichtet werden“, fordert Hagen Schöbel.

In vielen Elternhäusern würde der Umgang mit Technologien oft nicht richtig gesteuert werden. Das sei ein weiteres Problem. „Meine Tochter hat bereits im Kindergarten ersten Kontakt mit Technologien gehabt und den Umgang mit der Maus geübt. In der Grundschule kamen Recherchen mit dem Computer hinzu. Auf dem Gymnasium hat sie nun Informatikunterricht und kommt auch gut mit. Sich Technologie zu erarbeiten und selbst zu gestalten, wie es hier im Workshop gemacht wird, ist noch eine andere Sache. Das gefällt mir sehr gut.“

Laut redend und lachend verlassen die 70 jungen Teilnehmer am Ende des Workshops das Gebäude in Berlin-Mitte. „Wir würden gerne wieder mitmachen“, sagen die kleine Elena und ihre Freundin Larissa und verabschieden sich.
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Eine Woche Coding in Europa

Jedes Jahr im Herbst ist es soweit: Europa macht sich bereit für die Code Week! Auch in Deutschland dreht sich hier eine Woche lang alles um die spielerische Vermittlung von Code. Viele Projekte, Schulen und Initiativen bieten Programmier-Workshops für Kinder und Jugendliche an. Das Team des Design Research Labs der Universität der Künste Berlin koordiniert unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Gesche Joost die Code Week Initiativen in Deutschland.