Zufällig Kunst – Fensterbilder nach Gerhard Richter

Programmieren mit Mikrocontrollern im Kunstunterricht?

Passt nicht zusammen? An der Gelbrinkschule in Löningen schon. Und zwar schon in der dritten Klasse. In einem Unterrichtsprojekt erarbeiteten die Kinder selbst gestaltete Fensterbilder. Sie orientierten sich dabei an den Kirchenfenstern des Kölner Doms, die vom zeitgenössischen Künstler Gerhard Richter mit einem Zufallsgenerator gestaltet wurden.

Maria Kruse, Konrektorin und Leiterin des Projekts an der Schule, spricht im Interview mit Cody your Life über Pixelkunst und digitale Bildung.
Code your life
Code your life
Wie haben sie vom CodingCup erfahren?

An unserer Schule nehmen wir im Zweierteam an einem Projekt der Landesregierung „Informatische Bildung und Technik in der Grundschule“ teil. In diesem Rahmen haben wir die Calliope gestellt bekommen und als „Programmierungsfrischling“ habe ich mich weiter informiert, was man damit machen kann. Auf der Didacta bin ich dann auf Code your Life aufmerksam geworden und fand es toll, wie dort gezeigt wurde, was damit alles geht. Der TurtleCoder hat es mir wirklich angetan. Ich habe das Erlernte dann in einer AG an der Schule selbst angewendet und von den Ergebnissen Fotos auf Twitter geteilt. Die hat dann wiederum Code your Life Geschäftsführer Thomas Schmidt gesehen und mir geantwortet, wir sollen uns damit doch beim Coding Cup bewerben. Das haben wir dann auch gemacht, aber zusätzlich mit dem Kunstprojekt. Es war ein echter Zufall, dass wir mit dem Bild
schon früher begonnen hatten und es zur Bewerbung fertig war.

Welchen Stellenwert hat digitale Bildung an Ihrer Schule?

Ich bin der Meinung, dass man digitale Bildung in alle Fächer integrieren kann, auch um informatische Grundlagen zu schaffen. Es ist aber wie an vielen Grundschulen schwierig, die Kollegen von der Notwendigkeit zu überzeugen. Das liegt teilweise auch an der Infrastruktur: Es wird vom Schulträger nicht ausreichend Geld dafür ausgegeben, um Grundschulen digital auszustatten. Mein Kollege und ich möchten den Kollegen zeigen, dass der Einsatz digitaler Medien im Unterricht keine Mehrarbeit bedeutet und ihnen Mut machen: Sie müssen nicht mehr, sondern anders unterrichten. Wir haben zumindest einen Computerraum, der auch genutzt wird – das ist schon mal ein Anfang. Ich hoffe, wenn die Kollegen sehen, dass der Einsatz digitaler Medien im Unterricht gut klappt, dann fühlen sie sich ebenfalls motiviert genug, es selber zu probieren.

Wie haben Sie die Kinder am Anfang auf das Thema eingestimmt? Das Prinzip Zufall ist ja recht mathematisch.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Fächer Sachunterricht und Kunst in der Klasse gegeben, das Thema selbst ist im Kunstunterricht verortet. Wir haben den Einstieg über den Aufbau und die Programmierung digitaler Bilder, also über Pixeln und Farbcodes, gemacht. Nach den Einstiegsübungen habe ich das Kirchenfenster von Gerhard Richter vorgestellt. Richter hat mit dem Zufallsverfahren digital experimentiert, eine Möglichkeit der künstlerischen Darstellung. Kunst und Programmieren passen hier sehr gut zusammen. Die Kinder haben dann ihre eigenen Buntstiftfarben mit Zahlencodes versehen.
Wie war die Arbeit mit dem Calliope mini für die Kinder?

Beim Programmieren haben wir mit der Open Roberta Umgebung gearbeitet. Das ist für den Anfang aber noch etwas zu schwer, beim nächsten Mal werde ich mit Kindern mit einem anderen Editor arbeiten. Aber die Kinder haben es dann doch alles gut gemacht und gemeistert. Schwierig wurde es etwas mit dem Zufallsgenerator, den wir
programmiert haben, um die Fensterbilder zu gestalten. Wenn der Generator zweistellige Zahlen angezeigt hat, war die Darstellung immer so schnell, sodass die Kinder sie nicht gleich erfassen konnten. Die Kinder haben überlegt, ob man nicht eine Zeitverzögerung programmieren könnte und die haben wir dann eingebaut. Die Kinder haben sich auch gegenseitig geholfen. Einige haben ganz schnell verstanden, wie das Programmieren funktioniert. Es hat mich sehr fasziniert, wie positiv sie auf die Arbeit mit den Geräten eingegangen sind. Keiner hatte vorher schon einmal programmiert und die Kinder sind auch technisch noch nicht übersättigt. Ihre Leistungsbereitschaft hat daher nicht nur mich, sondern auch den Teamkollegen – der Klassenlehrer der Klasse- begeistert.

Wie können wir uns eine Unterrichtsstunde während der Projektphase vorstellen?

Die anfängliche Programmierungszeit haben wir natürlich zusammen gemacht, da man doch vieles zunächst erklären muss, aber dann hat sich alles verselbstständigt. Die Kinder haben sich oft gegenseitig geholfen. Ich bin zwar selbst digitalaffin, aber ich musste mich in das Programmieren erst einmal einarbeiten und habe manchmal zuhause mit meinem Mann Codes ausprobiert, damit es im Unterricht dann auch klappt. Das hat es dann zum Glück auch und die Kinder haben die als Zufallsgenerator programmierten Calliopes geschüttelt und das entsprechende Rasterkästchen ausgemalt, wieder geschüttelt und gemalt. Allerdings hat es eine ganze Zeit gedauert, bis die Bilder fertig waren. Das war in dieser Länge nicht geplant, aber die Ergebnisse sind so toll geworden, dass sich der Zeitaufwand gelohnt hat.

Wie sah das Feedback am Ende aus, dass sie von den Lehrern und Kindern zum Projekt erhalten haben?

Die Lehrer und Eltern, die es gesehen haben, fanden es wirklich toll. Das fertige Fensterbild ist ja auch ziemlich groß und hat seine ganz eigene Faszination. Es ist am Ende ja nicht nur das Ausmalen an sich, sondern die Art und Weise, wie die Kinder dort hingekommen sind. Die Kinder selbst waren begeistert von dem Gesamtergebnis und auch stolz auf sich. Es war nicht immer leicht für sie, die Frustration auszuhalten, wenn es mal nicht funktioniert hat. Dann kamen Fragen wie „Warum läuft das nicht?“. „Hast du das USB-Kabel richtig eingesteckt?“ war dann oft schon die Lösung. Schließlich haben wir alle Klippen umschifft und alles geschafft. Und auch die Tatsache, dass Papier durchsichtig wird, wenn man es mit Öl bemalt, hatte einen Wow-Effekt auf die Kinder.
Code your life
Code your life

Pixel für Pixel mit dem Zufallsgenerator

Die Drittklässler der Gelbrinkschule in Löningen sind ganz vertieft vor dem Computer.

Im Kunstunterricht haben Sie ihr Projekt „Fensterbilder nach Gerhard Richter“ umgesetzt und haben dafür ihren eigenen Zufallsgenerator programmiert. Dazu haben sie den Einplatinencomputer Calliope mini verwendet und so Schritt für Schritt beziehungsweise Pixel um Pixel ein richtiges Kunstwerk erschaffen.

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