Bahn frei für das Moon Car

Für den Coding Cup 2018 haben sich 16 Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsgrundschule am Sürster Weg in Rheinbach etwas ganz Besonderes ausgedacht:

Gemeinsam mit Lehrkräften und der Elternschaft haben sie ein ferngesteuertes Auto entwickelt, dass sich nur über Gewichtsverlagerung manövrieren lässt. Ihr Auto haben sie ganz passend „Moon Car“ getauft und ziehen damit nun ins Finale des Coding Cups ein.

Schulleiterin Ute Jansen erzählt im Interview, wie das Making-Projekt an ihrer Schule entstanden ist und weshalb Programmieren nun nicht mehr nur graue Theorie ist.
Code your life
Frau Jansen, wie ist Ihre Schule auf den Coding Cup 2018 aufmerksam geworden?

Das Projekt hat seine Geschichte an unserer Schule im letzten Jahr begonnen. Unser Bürgermeister Herr Raetz lud unsere Gemeinschaftsgrundschule zu einem Innovationstag in Rheinbach ein, bei dem die Kinder durch das Code-your-Life-Team zum Programmieren mit dem Calliope Mini angeleitet wurden. Im Anschluss wurde der Programmierwettbewerb eröffnet und wir bekamen ein Starterset zum Programmieren einer Heimatmelodie. Schnell schlossen sich Eltern und Lehrkräfte zusammen. Und aus der Melodie wurde ein programmiertes Instrument. Die gesamte Schule fieberte mit und wir durften das Projekt in Berlin beim Kongress des Deutschen Städte- und Gemeindebundes vorstellen. So stand es in 2018 außer Frage, dass wir wieder teilnehmen würden.

Und wie ist dann die Idee zum „Moon Car“ entstanden?

Die Kinder haben sich schon im letzten Jahr besonders für das Thema „Making“ interessiert. Schon damals war die Robotik oder konkret ein ferngesteuertes Auto im Gespräch. Hinzu kam die Idee, die Funkverbindung der Calliope Minis zu nutzen und eine Art Fernbedienung zu bauen. Durch die Kreativität und das technische Know-how des projektbegleitenden Vaters, Herr Olbrich, erschienen die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. Unser Auto wurde zu einem Geschicklichkeitsspiel, dem „Moon Car“.

Welche Kinder Ihrer Schule haben am „Moon Car“ mitgearbeitet?

Wir haben das Projekt, ähnlich wie im Jahr zuvor, unseren dritten Klassen angeboten und Herrn Olbrich, als versierten Vater, in die Umsetzung eingebunden. Unsere Grundschule arbeitet mit Förder- und Forderkursen. Die Programmierarbeiten wurden als Forderkurs angeboten und jeweils vier Kinder aus unseren vier dritten Klassen durften sich melden. Die Kinder wurden nach Interesse und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen ausgewählt. Insgesamt durften 16 Kinder mitarbeiten.

Das „Moon Car“ ist mit Hilfe von „Calliope mini“ programmiert worden. Wie sind die Kinder an das Programmieren herangeführt worden?

Zu Beginn haben wir uns alle zusammen überlegt, was wir erreichen möchten, nämlich das „Moon Car“ zu bauen und zu programmieren. Dieses große Ziel wurde in einzelne, immer kleiner werdende Bestandteile zerlegt. So musste ein Auto zusammengebaut und die Calliope Minis programmiert werden, damit sie mit Funk verbunden sind und das Auto mit Hilfe des Gyro-Sensors steuern. Zu guter Letzt wurde die Platine auf dem Moonhopper befestigt und wir stellten fest, dass das Konstrukt viel zu wackelig ist. So schloss sich der Bau einer
Code your life
Halterung für den Ball an. Im Bereich der Programmierung verhielt es sich ähnlich. Jede Aufgabe wurde in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt, für die Lösungen gefunden werden konnten. Die Möglichkeiten der Platine wurden den Kindern vorab erklärt und anschließend wurde oft nach dem Prinzip „try an error“ ausprobiert: Geht das jetzt so, wie ich mir das vorstelle? Was muss ich verändern, damit es klappt? Durch diese Vorgehensweise haben die Kinder erkannt, dass man auch zunächst sehr abstrakt wirkende Aufgaben lösen kann.

Wie lange hat die Entwicklung des Autos letztendlich gedauert?

Die Ideenfindung und die Vorabplanung hat einige Absprachen zwischen Eltern- und Lehrerschaft, also den technischen und den pädagogischen Spezialisten benötigt. Anschließend haben wir uns um die entsprechenden Sponsoren bemüht und die Kindergruppe zusammengestellt. Die eigentliche Programmier- und Konstruierarbeit begann im Februar. In wöchentlichen Treffen arbeiteten die Kinder in Kleingruppen von vier bis acht Personen. Rückblickend kann man sagen, dass das Projekt „Moon Car“ in acht Wochen fertig gestellt wurde.

Was nehmen die Kinder in ihren Augen aus dem Projekt für neue Erkenntnisse oder Fähigkeiten mit?

Das Wichtigste ist glaube ich, dass das Wort ‚Programmieren‘ nun mit Leben gefüllt worden ist. Es ist nichts Abstraktes mehr, sondern die Kinder wissen nun, was ich mit einem Computer, einer Platine und dem entsprechenden Programm steuern kann. Ich will nicht sagen, dass diese Kinder wirklich programmieren können, aber sie haben eine positive Grundeinstellung zu der Thematik gewonnen. Hieraus können Interessen geweckt werden, die später eine weitere Ausbildung oder den Berufswusch der Kinder beeinflussen. Zudem kann man immer wieder Verbindungen zur Lebenswelt der Kinder ziehen. Unser „Moon Car“ weist z.B. viele Parallelen zum populären Hoverboard auf. Wir Erwachsene sind vielfach schon lediglich Anwender von modernen Technologien. Wir brauchen zunehmen Menschen, die diese Techniken auch verstehen und entwickeln können. Eigentlich ist das Programmieren nichts anderes, als eine schwierige Mathematikaufgabe, die systematisch Stück für Stück gelöst wird.

Was wünschen Sie sich für Ihre Schule und Ihre Schüler für die Zukunft?

Ich wünsche mir in erster Linie, dass die Schulen besser ausgestatten werden und dafür mehr Geld zur Verfügung gestellt wird. Zudem muss diese Ausstattung einwandfrei funktionieren, gewartet werden und Ausfallzeiten müssen absolut gering gehalten werden. Technik, die nicht zuverlässig einsatzbereit ist, kann nicht nachhaltig genutzt werden.

Viele Lehrkräfte arbeiten gerne mit den hochmotivierenden digitalen Medien. Aber diese Motivation stirbt, wenn zum dritten Mal der PC nicht anspringt oder das digitale Board als Kostengründen nun doch wieder durch eine Kreidetafel ersetzt wird. Ich habe schon Schweißperlen auf der Stirn, wenn es beispielsweise darum geht, das Projekt „Moon Car“ in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Unsere Laptops brauchen teilweise sehr lange um hochzufahren. Als Lehrkraft muss man sich darauf verlassen können, dass alles funktioniert – sei es in der Klasse, bei einem Elternabend oder bei Präsentationen mit Presse und Bürgermeister. Die Aktion von Code your Life kommt uns ganz recht, weil man so auch im Kleinen das Programmieren und auch die Öffentlichkeitsarbeit verbinden kann.

Unter einigen Weihnachtsbäumen lagen im letzten Jahr übrigens auch Calliopes bei den Kindern unserer Schule. Es ist einfach schön mit anzusehen, wie diese Begeisterung auch die Elternhäuser ansteckt. Und eine Fortbildung auf Wunsch des gesamten Kollegiums schließt sich an das Projekt an. Die Begeisterung für das Programmieren hat gerade erst begonnen und es darf gerne so weitergehen an der GGS Sürster Weg.

„Das ist unser MoonCar“

Im ihrem Video zeigen die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsgrundschule am Sürster Weg, was genau ein „Moon Car“ kann und wie es entstanden ist. Da wird fleißig gebohrt, gesägt, gelötet und natürlich programmiert. Die Schülerinnen und Schüler haben zwei Calliope mini verwendet, die per Bluetooth miteinander gekoppelt wurden.

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